Wochenendgemütlichkeit.
- crabette1
- 10 nov. 2015
- 3 min de lecture
Wieder einmal sehe ich auf die Arenes de Lutece, die immer noch so beeindruckend aussehen, wie ich sie in Erinnerung habe.
Es war in den letzten Wochen wieder sehr still. Da die Arbeit mich nicht in die Ferne brachte, konnte ich gemütlich von meiner Lieblingsstadt walten und geniessen. Ich bin gerne hier; habe meine Rhythmen, die Lieblingsteetassen und der Kaffeebecher um 16h00. Die Zeitung am Samstagmorgen auf dem Tisch. Was verstehe ich unter einem klassischen Wochenende in Paris?

Nun, da sind zum Einen die allgemeinen Dinge über die Blogger(innen) selten sprechen: Wäsche, aufräumen, putzen, Rechnungen bezahlen, den Kühlschrank füllen, der angekommenen Post volle Aufmerksamkeit schenken. Zum anderen gehören für mich persönlich der Kauf frischer Blumen, Theaterkarten für die kommende Woche und E-Mails an meine Familie dazu.

Da es zur Zeit himmlisch herbstlich, ja schon fast frühlingshaft ist, zieht es alle auf die Terrassen. Brunchen, Café schlürfen, kichern, Händchen halten und das alles im T-Shirt – es ist verrückt. Paris sieht wunderbar aus, als sei es in einen Farbtopf gefallen oder hätte über Nacht entschieden, das dumme Grau in eine Kiste zu packen. Männer besorgen früh Croissants, währenddessen die Mesmoiselles Café und Tee brühen und vor sich hersummen. Ein wahres Melodienwirrwarr, wenn man es beobachtet.

Solch herrliche Sonne lädt natürlich zum Spazieren, nein, Flanieren, ein. Samstags halte ich mich strikt von menschenüberladenen Orten fern: Châtelet, Rue de Rennes, Rue de Rivoli – wie im Zirkus. Ich bevorzuge durch einen Park zu spazieren, Ruhe zu haben, Zeitung zu lesen. Oder an der Seine entlang. Eigentlich ist da sein typisches Sonntagprogramm, aber wer will schon mit der Masse tanzen und über Tausendfüssler stolpern? Nichts geht über eine Runde im Jardin de Luxembourg und dann eine snobistisch verkitschte Tasse Koffein im Café Rostand. Jedesmal wenn ich dort bin, habe ich den Drang meine imaginären bestickten Handschuhe aus der Tasche zu ziehen und zu seufzen.

Wenn es allerdings etwas gibt, dass am Wochenende ein Muss ist (wenn das Herz denn aus seinen Sonntagspantoffeln hinaus möchte), dann ist es ein Spaziergang durch das Marais. Halb Paris und noch mehr Touristen strömen durch die Rue de Rosier, über den Place des Vosges, vorbei an jüdischen Falafelstuben und Secondhandläden. Ein wenig Gedränge, doch mit etwas Geduld kann man sich die Nase an schicken Boutiquen platt drücken und auch mal hineinwagen (unter der Masse Touristen fällt man nicht auf). So zum Beispiel, wenn ihr mal dort seid, könnt ihr bei meinem Schuhliebhaber Bobbies (http://www.bobbies.com/fr/) vorbeischauen und vor Freude jauchzen.

Für alle Museumsfreunde gibt es auch verschiedene Anlaufpunkte, wie das neu renovierte Musée Picasso (na gut, so neu auch nicht, aber ich wollte den Andrang abklingen lassen und habe daher ein paar Monate verstreichen lassen). Picasso hat da wirklich eine schöne Stätte. Man sollte allein schon wegen der Dekoration an den Wänden und Decken (und damit meine ich nicht die Gemälde) vorbeischauen. Ein Traum! Die Ausstellung zieht sich ein wenig in die Länge, ist aber für jeden Liebhaber des Malers ein Freudentaumel. Viel gibt es zu entdecken; die Fantasie bekommt vor vielen Leinwänden ordentlich was zu tun. Am Ende geht man entweder hinaus oder auf die Caféterrasse und weiss, dass Picasso ein wahrlich grosses Talent hatte. So oder so ist man von der Vielfalt komplett erstaunt (und begeistert).

Wer gerne Tratschgeschichten hört, sollte sonntags ins Café Loustic (40, rue Chapon, 75003) gehen. Alles drängt sich auf den bequemen Sitzen mit kuschligen Kissen, die genau die Form des Rückens annehmen. Die Kuchenvitrine zwinkert jedem zu und der Herr im Hause hat so viel Charme, dass man sich geborgen fühlt. (Vor lauter Übereifer war ich auch schon am Montagvormittag dort, was eine Oase der Ruhe ist und wunderbar nach Café duftet. Ein Lächeln, ein kleiner Scherz und schon ist der Wochenbeginn winzigklein.)
In diesem Sinne, schöne Woche !
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