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Mitten ins Herbstherz.

  • crabette1
  • 13 oct. 2015
  • 3 min de lecture

Seit zwei Tagen kuschele ich mich zuhause ein. Dicke Pullover, Decken. Dank Tee und sommerlichen Urlaubsbildern steigen die Temperaturen ein wenig. Oder ich stehe an der Heizung und betrachte die Wohnung. Die letzten Ecken, die Gestalt annehmen und sich dabei mit mir freuen.

Was war in den letzten Tagen nicht alles los! Theater bis zum Umfallen, die letzten warmen Sonnenstrahlen und wunderbare Entdeckungen!

Beginnen wir mit den Brettern, die die Welt bedeuten.

Zur Zeit findet das Festival d'Automne in Paris statt. Ein wahrer Erlebnistaumel für alle Spektakelbegeisterten. Das Programm ist immer originell und hält was es verspricht. Dafür überquere ich sogar gerne den Périphérique (ihr werdet sehen, das wird noch öfter vorkommen). Im Théâtre Firmin Gemier wippten die Füsse zu Paris New York Odessa, erfreuten sich an den wunderbaren Stimmen der Sängerinnen, den musikalischen Experimenten, den vorgeführten Bildern und erzählten Geschichten. Thema war die Einwanderung in die Staaten, zu einer Zeit, als Europa dachte, es handele sich um den Kontinent der goldenen Träume. So verlief der Abend sensibel, menschlich, rührend und endete mit einem "Bei mir bist du schön" – einem wahren Klassiker!

Von Begeisterung getragen läuteten die Theaterglocken drei Tage später. Wieder lange Metrofahrt, einmal quer durch die Stadt un dam Théâtre de la Colline halt gemacht. Zwei Stücke gab es an dem besagten Abend zu sehen. Ist das machbar? Ja, allerdings und das sogar besser als vermutet. Das erste Stück hiess Reality und erzählte vom Leben der Janina Turek. Einer Frau, die jedes noch so banale Ereignisse in einem Heft aufschrieb. Von den Brotscheiben zu unerwarteten Besuchen über gesendete Postkarten. Keine Emotionsausbrüche wurden festgehalten. Zwischen den Zeilen lesen verwandelt sich in Unsichtbarkeit.

30 Minuten später, im grossen Saal, ging es auf eine Reise mit der Fantasie als Stewardess. Les Géants de la Montagne, inszeniert von S. Braunschweig, Text von L.Pirandello. Es wurde als eines der (in Grossbuchstaben) Stücke der rentrée vermarktet. Allerdings drehte es sich wie ein Brummkreisel immer um die eigene Achse. Es trat auf der Stelle; es war wie eine nie enden wollende Ouvertüre. Lag es am überlyrischen Text? An der Inszenierung? Nichts sorgte für Aufregung oder Gefühl. Es war als hätten die Figuren alle Emotionen in sich aufgesaugt…

So konnte ich die Woche nicht voranschreiten lassen! Also klopfte ich im Théâtre des Abbesses an und bekam noch einen Platz für Le Faiseur von Honoré de Balzac. Wenn ich ins Theater gehe, werde ich oft (nein, immer) zum Moralapostel. Nicht ausgeschaltete Telefone, quasselnde Zuschauer, Personen, die die ganze Zeit auf ihrem Sitz hin-und herrutschen – ja alle diese Menschen können von Glück reden, wenn sie nicht in meiner Nähe sitzen. Das müssen sich auch die drei 16-Jährigen an dem Abend gedacht haben (zudem hatte ich eine Verstärkung an meiner Seite)… Ist es so schwer, zwei Stunden lang ruhig zu sein?!

Nun zu dem Stück. Hin-und wieder ein wenig überkandidelt und manche Witze hätten wirklich nicht ausgesprochen werden sollen, jedoch war es unterhaltsam, intrigierend, aktuell, gut inszeniert. Das Ende hatte einen Hauch von Disney, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es einem Musical ähnelte, war das ertragbar (habt ihr schon einmal die Red Hot Chilli Peppers in einem Theaterstück gehört und dazu noch zusammen mit einem Abbasong? Da wird euch wirklich ganz anders zumute.)

Am Sonntag, um aus den Gedanken einen Blätterstrauss zu machen, spazierten das Herz und ich zum Jardin des Serres d'Auteuil. Es war ein fabelhafter Tag. Die Sonne schien, die Seine strahlte und wir liefen und liefen und liefen. Einmal Paris zu Fuss, vorbei am Eifelturm, über die Île aux Cygnes, durch das 16.Arrondissement hindurch (das wohl hunde-und rentnerreichste Quartier der Stadt). Wieder über den Périphérique, das Roland Garros Stadion ignoriert, standen wir plötzlich auf einem kleinen paradisischen Flecken. Les serres bedeutet auf französisch die Gewächshäuser. Im Jardin kann man sie und all die Kuriositäten des Pflanzenreiches bestaunen, sich wie in den Tropen fühlen und mitreissen lassen. Was für eine Farbenpracht – der gesamte Garten brillierte in den Herbstfarben! Falls ihr in Paris seid oder wenn ihr mal für ein paar Tage herkommt, dann solltet ihr diesen Garten auf eure Liste setzen. Er ist bezaubernd!

So. Ich widme mich jetzt wieder der neuen Farbe meines Beistelltisches (jaja, lacht ihr nur, aber er ist durchaus praktisch) und dann den letzten Stunden meiner freien Tage. Und wie wird das wohl gefeiert? Na klar, mit Kartoffelsuppe und Dibbouk ou entre deux mondes im Théâtre Gérard Philippe.

Ich wünsche euch eine wundervolle herbstliche Woche!

A bientôt,

jenny


 
 
 

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