top of page

Gekritzel und Gekracksel.

Es darf wieder in Tasten gehauen werden. Bleistifte müssen am Abend wieder angespitzt, die Teekanne ausgespült, der Wecker gestellt werden. Ja liebe Mitherzen, es ist die rentrée! Jene, die der Sonne einen Tritt verpasst hat.

In den letzten Wochen, in denen ich mit Abwesenheit glänzte, da auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen mit Wellengang, hat sich in Paris so manches getan. Die Bauarbeiten haben endlich vor dem Haus aufgehört (schön, nicht mehr jeden Morgen in ein riesiges Loch Matsch zu fallen); unzählige neue Lokale haben aufgemacht, die frisch gedruckten Theaterprogramme und Poster riechen herrlich nach Kleister und in den Schaufenstern werden Ranzen und dicke Pullover ausgestellt. Letzterem möchte ich aber noch trotzen und erzähle somit ein wenig von den Sommerferien (ich mache also mal die Augen zu und denke mir die Wintersocken an den Füßen weg)..

Alles fing mit einer Reise ins von Heine so abgeneigte Deutschland an. Da wo sich Baumwipfel die Hände reichen und miteinander stricken lernen, wo märchenhafter Nebel am Morgen aufsteigt... Ach lassen wir den Kitsch doch. Es ging nach Thüringen. So. Ein paar Tage Familie, den besten Streuselkuchen der Welt, Sonne ohne Ende, der Versuch sich der Ruhe und dem Romméespiel abends auf dem Balkon hinzugeben. Als die Batterien aufgeladen waren, ging es zu einem Schnattermarathon nach Leipzig. Dies wurde vom Sommertheater im Panometer unterbrochen, das ich jedem wirklich nur zu Herzen legen kann. Wir kicherten in der ersten Reihe über zwei Stunden lang während auf der Bühne "Les femmes savantes" von Molière gespielt wurde und gackerten auf dem Heimweg weiter (wenn ihr mehr darüber wissen möchtet, dann klickt einfach hier : http://www.theaterpack.com/spielplan/die_gelehrten_frauen/th263_index_0.htm.

Zudem war der Spielort fabelhaft. Molière liess die Bühne mit tollen Kostümen und scharfen Zungen gefährlicher als einen Stiletto aussehen. Schon vor ein paar Jahren war ich Zuschauer beim Theatersommer in Leipzig und kann dies jedem nur empfehlen, der nur zu gerne junge Ensembles im Motivationstornado erleben möchte! Lasst euch von den Fotos einfach mitreißen.. :)

Und nun, ändern wir die Erzählweise wie Joyce. Denn, die obenstehenden Worte sind schon wieder zwei Wochen her. Gestern abend tänzelte ich über die Buchstaben und ließ nochmals den Sommer revue passieren. Und da es schade wäre, diese Gedanken im Abfalleimer verschwinden zu lassen, sollen sie nun hier stehen :

Meister Hora fordert mich zum Tanze auf.

Als ich heute morgen mit Pullover, Jacke und Halstuch vor das Haus trat und ein kleines "Huhhhh" durch den Kopf schoss, kam ein Maler vorbei und pinselte auf meine Stirn "Jetzt ist Frau Sommer häkeln gegangen.".

Und dabei ist sie das schon seit ein paar Wochen… Doch heute, nach Tagen des Tasche ein-und auspacken, in Hotels schlafen, grosse Teetassen beim Frühstück suchen oder dem Verlust der Stifte im Haar, dem eiligen Hin-und Hergelaufe… kehrte heute Ruhe ein. Nichts weiter als die Rue de Rennes herunterspazieren, eine orangene Hose und geringelte Socken kaufen, Wäsche waschen, laut Musik hören, Pasta essen. Punkt. Theatrig geht die Woche weiter und darauf freuen sic halle meine Fasern.

Und dabei wird sie mir so fehlen… Wo sind sie hin, die Ausfahrten im nicht überdachten Auto, dem Blick auf das Meer, dem Geschmack des Salzwassers auf den Lippen, den kalten Weingläsern, den gemütlichen Zugfahrten? Die Ferienpause brachte so viele schöne neue und sehenswerte Bilder mit sich, so zum Beispiel Familienfeste, Grillabende und dem Sommertheater in Leipzigs Panometer mit dem TheaterPack, bei welchem ich mich schief lachte und sehr wunderbare Stunden verbrachte.

Und dabei war sie so schmeckhaft… Deutschland und seine Limonaden. Wie kann es sein, dass es, seit der Bionade, so viele sprudelige Getränke gibt? Und dazu noch so leckere? Jedesmal, wenn ich ins von mir aus gelegene östliche Land fahre, gibt es wieder eine neue bunte Flasche mit einem kitschig-innovativen Namen. Wie kann man bei so viel Vielfalt noch den Überblick behalten und nicht limonadentrunken werden?

Und dabei war sie so erschreckend igitt… Da wir gerade bei Getränken sind: Kennt ihr Monsieur Paul Ricard? Im Sommer wird in Frankreich sehr viel Ricard getrunken. Ein nach Anis schmeckender Likör, der in Wasser aufgelöst wird. Klingt erfrischend, hat mir allerdings die Zehen zusammengezogen (und da sauf seiner Insel). Wie kam es dazu? An einem Sonnenwindtag fuhren wir mit einem Schiff auf die Insel Les Embiez, dem südlichsten Punkt Frankreichs (bis auf Korsika). Dieses Stück schwimmendes Land gehört der Familie Ricard. Von einem Turm blickt die Asche Monsieur Ricards über die Weite des Grünen und Gemütlichen. Er ist der Gründer des Getränks Ricard. Als wir nach einer kleinen Führung über die Insel nun auf einer Terrasse sassen, fühlte ich mich dazu bestimmt, dieses Erfolgslikörchen einmal auszuprobieren (nur passte in mein Glas klein Schluck Wasser mehr). Nach dem ersten Versuch sprudelte aus mir die Bemerkung "Igitt, das schmeckt ja wie Hustensirup!" (was meiner Beliebtheit auf der Insel nicht gerade zum Erfolg verhalf).

Und dabei hat sie Zeit zum Lesen geschenkt… Wie jeden Sommer habe ich einen Stapel Bücher, der mir die Stunden am Wasser, im Zug oder an einem ruhigen Platz unter freiem Himmel versüssen soll. Nichts anderes landet da am Morgen in meinem Beutel. Ein Buch, eine riesige Wasserflasche, der Fotoapperat in einer Socke eingewickelt und es kann losgelaufen werden.

Und dabei hat sie mir wunderbare Dinge gezeigt... Marseille, welch trubelige Stadt im Hochsommer; den Süden Frankreichs, in dem die Hälfte der Einwohner wie Sardinen am Strand liegen; der Meeresgeruch; meinen liebsten Feigenbaum unter dem man Herrendorf lesen und dann zur Abkühlung in den Pool springen kann; das Springbrunnenspectacle in Versailles, die letzten ruhigen Augusttage in Paris, in denen man glaubt, alle seien im Saloon und nur die Wildesten würden einen Schritt nach draußen wagen...

Nun wünsche ich euch eine herbstliche regentropfige Woche. Das nächste Mal erzähle ich euch von einem Wochenende in Hamburg (und vermutlich anderen Gedankenflausen).

Lasst es euch gut gehen !

A bientôt,

jenny


Il était une fois ...

© 2023 by The Book Lover. Proudly created with Wix.com

bottom of page